1. Viele Sondershäuser brennen für ihre Stadt und gestalten sie mit ihrem Engagement mit. Wie motivieren und sensibilisieren Sie die Mitarbeiter der Stadtverwaltung für das Thema bürgerschaftliches Engagement?
Viele Sondershäuser fühlen sich nicht mehr mitgenommen, Entscheidungen werden getroffen, es verstärkt sich das Gefühl, dass über ihre und unsere Köpfe hinweg entschieden wird. Das will ich umkehren, umkehren in eine Antriebskraft, die die Energie der Gemeinschaft entfaltet und nutzbar macht. Wenn wir uns alle ermutigen, uns füreinander einzusetzen, die Freude am gemeinsamen Entdecken und Gestalten spüren, entwickelt sich ein ganz besonderes einzigartiges Gefühl, das Gefühl vom guten Geist einer Familie. Ein Gefühl des Zusammenhalts, der Geborgenheit, Sicherheit, Zufriedenheit, all das macht die Bindung in einer Familie aus. Wenn wir es schaffen, dieses besondere Gefühl zu entwickeln, wird es uns gelingen, unsere Innenstadt zu beleben, Unternehmen zu begeistern, sich in und um Sondershausen anzusiedeln, den Tourismus mit Beispiel am Landkreis anzukurbeln, Synergien zwischen Wirtschaft und Kultur effektiv nutzbar zu machen.
2. Sondershausen lebt vom Engagement vieler Bürger und Bürgerinnen. Wie möchten Sie die Rahmenbedingungen für Ehrenamt aufbauen und die Anerkennungskultur attraktiver gestalten?
Bürgerbeteiligung
Ich bin tief beeindruckt von dem Engagement und dem Herzblut der vielen Ehrenamtler der Vereine unserer Stadt. Ich plädiere daher für den Erhalt der Traditionen sowie eine vorbehaltlose Unterstützung. Weil für mich bürgerschaftliches Engagement ein zentrales Thema ist, setze ich mich massiv für die Wertschätzung des Ehrenamtes ein. Bei allem, was hier an Dienst für das Gemeinwohl geleistet wird, müssen die Interessen der vielen engagierten Ehrenamtler gewahrt sein. Was wäre die Stadt ohne sie!? Mit mir als Bürgermeisterin sollen sich unsere Vereine stets meiner Unterstützung versichert wissen und plädiere für einen Vereinsfond. Die Idee wäre, 1 Euro pro Einwohner anzusetzen. Das bedeutet bei 22.039 Einwohnern, 22.039 Euro pro Jahr, welches 0,07 % des Verwaltungshaushaltes von 2017 entspricht.
3. Ich bin verliebt in diese Stadt, weil…
hier meine Heimat ist, hier habe ich meine Wurzeln, hier habe ich Familie gegründet. Nach meinem Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium verschlug es mich als Staatsbürgerin in Uniform für Ausbildung und Studium in viele Städte unserer Bundesrepublik.
So hat sich mein Blick auf meine Heimat geschärft. Mit vielen Eindrücken kehrte ich ganz bewusst zurück, habe hier meinen Mann Johannes kennengelernt, unsere Wilhelmine und unseren Friedrich zur Welt gebracht. Warum sage ich Ihnen das? Weil ich mit Sondershausen nicht nur eng verwurzelt bin, sondern vor allem unsere Zukunft hier sehe und damit meine ich die Zukunft aller Sondershäuserinnen und Sondershäuser.
4. Kinder und Jugendliche sind die Zukunft von morgen. Wie ermöglichen Sie jungen Menschen, dass sie ihre Interessen aktiv vertreten und ihre Informationen verbreiten können?
Warum sollen ausschließlich Erwachsene für Kinder und Jugendliche planen und entscheiden? In Sondershausen soll das anders werden, Kinder und Jugendliche sollen die Möglichkeit erhalten, sich an der Gestaltung ihrer Stadt beteiligen zu können. Politik zum Anfassen macht Lust auf Demokratie und Beteiligung. Kommunalpolitik ist spannend, aber nicht immer einfach zu verstehen. Die Initiative „Pimp Your Town!“ gibt Einblick in die Ratsarbeit. Pimp Your Town! ist das temporäre Pop-up-Jugendparlament, in dem Jugendliche aller Schulformen in einem Kommunalpolitik-Event mit Politikerinnen und Politikern zusammenarbeiten, intensiv an ihren eigenen Themen beteiligt werden und die Umsetzung ihrer Ideen anschließend selbst begleiten. In diesem Kommunalpolitik-Planspiel zur Jugendbeteiligung von Politik zum Anfassen e.V. schlüpfen Schülerinnen und Schüler in die Rolle von Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern und beraten und beschließen ihre eigenen Anträge, ob im Stadtrat oder Ortsteilrat. Kinder und Jugendliche erfahren so, wie spannende Politik vor Ort gemacht wird.
Weil mir die Ideen unserer Kinder und Jugendlichen wichtig sind, werde ich mich für das Planspiel „Pimp Your Town!“ sowie die Initialisierung eines Kinder- und Jugenparlamentes einsetzen. Die Ideen, Wünsche und Vorstellungen unserer Kinder sind wegweisend, ein Kinder- und Jugenparlament verleiht Ihnen die nötige Kraft und Bedeutung. So nehmen unsere Kinder und Jugendlichen direkten Einfluss auf kommunalpolitische Entscheidungen. Ich werde mich für einen Stadtratsbeschluss zur Einsetzung eines Kinder- und Jugenparlamentes stark machen, denn die wertvollste Perspektive, die unsere Stadt nachhaltig zukunftsfähig macht, sind unsere Kinder.
Lassen wir sie mitreden!
5. „Es kommt in einer Demokratie nicht drauf an, worüber geredet wird, sondern auch wie.“- Wie kann Bürgerbeteiligung die aktivieren, die enttäuscht sind? Wie kann man mit den Menschen ins Gespräch kommen, die nicht zuhören wollen? Welche Formate würden Sie anbieten zur Kommunikation/Transparenz?
Erstrebenswert ist für mich eine direkte unmittelbare Partizipation, bei der jeder Bewohner beim Stadtentwicklungsprozess mitentscheiden und damit mitgestalten kann, eine Stadt von allen für alle. Jeder Einzelne soll spüren, dass er gebraucht wird, dass alle miteinander verbunden sind, voneinander lernen und miteinander wachsen können. Ich will zum Engagement für-, mit und untereinander anregen, Identität und Verantwortung stärken, diesen Prozess gemeinsam mit den Sondershäuserinnen und Sondershäusern gestalten. Darüber hinaus muss das Stadtmarketing stetig verbessert und den neuen Herausforderungen angepasst werden. Wichtig ist hierbei die Verzahnung von technischen, wirtschaftlichen und sozialen Innovationen. Erstrebenswert ist beispielsweise eine Onlineplattform auf der jeder Bewohner beim Stadtentwicklungsprozess mitreden kann. Für mich ist es Ansporn, mit einer neuen Beziehungskultur zu einem zukunftsfähigen Sondershausen beitragen zu können, mit gezielten und nachhaltigen Investitionen einen Mehrwert für alle Sondershäuserinnen und Sondershäuser zu schaffen und schlichtweg damit die Identität und Liebe zu unserer Stadt zu stärken.
Das bedeutet für Sondershausen eine neue Beziehungskultur zwischen den Einwohnern und der Stadtverwaltung, zwischen den Ortsteilen und der Stadtverwaltung und damit in der Konsequenz schlichtweg eine neue Beziehungskultur zwischen den Sondershäusern und ihrer Stadt aufzubauen.
6. Möchten Sie in Zukunft die Sitzungen des Stadtrates transparenter gestalten? Wie stehen Sie zu folgenden Maßnahmen?
A: Streaming der Stadtratssitzung?
B: Veröffentlichung der Protokolle im Internet?
Transparente Kommunikation ist unerlässlich, denn nur Nähe schafft Vertrauen, insofern begrüße ich sowohl die genannten Optionen A und B. Darüber hinaus werde ich mich für eine transparente und digitale Stadtverwaltung einsetzen, ebenso bürgerfreundliches Verwaltungsmanagement befördern sowie eine Stabsstelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit installieren.
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